Fliegerlager: Vom Winde verweht und stets frisch gewaschen
Am Samstag, 22. Juli, begann das Fliegerlager der Segelfluggruppe Bensheim am heimischen Platz mit Gästen aus Langenselbold.
Ligabetrieb
Während die Gäste noch anreisten, demonstrierte Uwe Wahlig, wie man mit einem Motorsegler Typ G109 (Index: 68) Punkte für die Segelflug-Bundesliga holen kann: Mit Motorkraft zur „Rennstrecke“ Schwäbische Alb ins bessere Wetter fliegen, Segelfliegen und anschließend wieder mit Motorkraft zurück. Stefan Schneider und Felix Maier wählten ihre klassischen Segelflugzeuge und erflogen sich ihre Punkte die Bergstraße entlang. Am Ende errang Bensheim auf Rundenplatz 17 einen Ehrenpunkt und liegt nun in der Gesamtwertung der DMSt-Liga auf Rang 20, kurz vor der Abstiegszone in die zweite Liga.
Schulbetrieb
Ab Montag gehörte der Platz ganz den Flugschülern, die an diesem Tag „richtig was lernen konnten“, wie ein Fluglehrer bemerkte. Kein Wunder, bei Windböen zwischen 30-40 km/h. Zwei Mal verdunkelten dicke, schwarze Wolken den Horizont und veranlassten die Segelflieger zur kurzfristigen Flucht insTrockene. Daraufhin zogen die Wolken schmollend in einem Bogen um den Flugplatz herum und entluden ihren Zorn mit Blitz und Donner anderswo. Niemand kam am Platz zu Schaden, aber jeder, der wollte kam zu seinem Flug. Am Abend waren alle glücklich vereint auf der Terrasse.
„Bei dem heutigen Wetter kann man nur Wasserlandungen üben“, so Fluglehrer Ronny Weber. Die Mehrheit der Anwesenden bevorzugte stattdessen die bequemen Sessel örtlicher Kinosäle oder die Erledigung sonstiger organisatorischer Dinge. Ein Team hatte sich eine neue Konstruktion für dasEinklinken des Seils am Seilrückholwagen überlegt und gleich angebracht. Die Praxiserprobung folgt. Die Installation eines Funkgerätes im selben Gefährt hatte sich dagegen schon bewährt. Vielen Dank an die eifrigen Helfer.
Wetterkapriolen und Alleinflüge
Nach Regen folgt Sonne – und wieder Regen – und wieder Sonne – und wieder Regen… Auch der Wind konnte sich nicht richtig entscheiden: Südwest, West oder doch lieber Nordwest? Marcel Kaske, 14jähriger Flugschüler des Aero-Clubs Langenselbold, ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil, er überzeugte mit seiner Routine seine Fluglehrer, so dass er schließlich alleine fliegen durfte. Exklusiv berichtete er dem Schreiber dieser Zeilen von seinem Erlebnis: „Super!“. Die Freude im Gesicht der Beteiligten dagegen sprach Bände. Herzlichen Glückwunsch.
Nachdem die Flugzeuge mehrfach gründlich gewaschen (und wieder abgeledert) wurden, alle grummelnden Wolken ab- und die Segelflieger von Startstelle 14 auf Start 32 umgezogen waren, zeigte sich das Wetter doch noch einmal kurz von seiner freundlichen, sonnigen Seite. Das war die Gelegenheit für Luisa Reinhardt, zu ihrem ersten Alleinflug abzuheben. Nach einer butterweichen Landung fielen die Gratulationen der Anwesenden für die Flugschülerin besonders herzlich aus.
Am Abend hatten die Bensheimer Gelegenheit, das Langenselbolder „Freiflug-Ritual“ mitzuerleben: Zunächst wurde der Freiflieger mit einer Glocke „geschmückt“ und einmal um die Landebahn geschickt. Marcel bewies
Kondition und lief die gesamte 900 m lange Hauptbahn ab. Erst danach erfolgte das traditionelle „Schinkenklopfen“ und die Überreichung des Brennnesselstraußes.
Der nächste Tag war die Wetterprognose einfach: Regen, von einigen
Regenschauern unterbrochen. Das optimale Wetter für eine praktische Übung in der Halle: Wie komme ich
im Notfall schnell aus dem Segelflugzeug heraus, was ist dabei zu beachten? „Auch wenn man niemals in eine solche Situation kommen möchte, ist es doch ein gutes Gefühl, es zumindest mal geübt zu haben“, kommentierte ein Flugschüler.
Erstens kommt es anders als man zweitens denkt…
Eigentlich waren sich die Wetterpropheten sicher: Freitag wird ebenfalls sehr nass, Flugbetrieb unwahrscheinlich. Aber nachdem am Morgen die Sonne etwas hinter den Wolken herausblinzelte, war das Frühstück schlagartig beendet: „Kein Briefing, wir räumen sofort aus und nutzen das Wetterfenster für ein paar Starts.“ Gesagt getan. Über 40 Starts kamen so wieder zustande. Darunter ein Start, bei dem der Pilot gemäß dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ konsequent bis auf die Unterhose auf alle Kleidung verzichtete, in einem Cabrio-Oldtimer-Flugzeugwohlgemerkt. Der Hintergrund war wohl eine verlorene Wette. Dagegen bevorzugte Alex Heller seinen ersten Flug auf der Ka8 im normalen Outfitauszuführen.
„Erstaunlich, wie viele Starts diese Woche zustande und wie gut wir in der Ausbildung trotz des Wetter voran kamen“, resümierte zufrieden ein Fluglehrer. Währenddessen verwandelten die Flugschüler den Tagesraum in ein Kinosaal und mit ausreichend Knabberzeug bewaffnet genossen sie den Film
„Top gun“ auf der Leinwand.
Funksprüche
- Frage eines Kindes: „Starten Flugzeuge mit oder gegen Rückenwind?“ –“Immer gegen den Wind.“ *Fluglehrer*:„War das mit der Frage mein Junior?“ – „Nein“ – „Gott sei dank. Sonst hätte er heute Abend nachsitzen müssen…“
- Fluglehrer will funken, Handfunkgerät knarzt: „Habt ihr hinten 385?“ – „Nein, 380“ – „Ah, kaum macht man es richtig, schon wird man gehört.“ – „Hoffentlich auch erhört…“
- Beim Zurückschieben: „Halt stopp, halt stopp, meine Hose rutscht!“ – „Nicht unser Problem. Lass‘ sie rutschen, so aufregend ist dein Hintern nicht.“
- Enkel nach seinem ersten Regenschauerflug mit Opa: „Ich war so aufgeregt, da konnte es mir gar nicht schlecht werden, das hab‘ ich nämlich ganz vergessen.“
- „Ihr fliegt zwischen den Schauern?“ – „Genau: Wir schieben die Flieger rein an den Start, lassen sie nass regnen, ledern sie ab und starten dann.“
- Seilwagen (neu mit Funkgerät ausgestattet, ca. 6 m von Startwagen geparkt) per Funk: *„Bensheim Radio, soll ich zur Winde losfahren?“
- Jemand brüllt quer über den Platz zu einem Segelflugzeug:* „Siehste, es geht auch ohne Funk.“
- Flugschüler: „Darf die Ka8 auch mit nacktem Oberkörper fliegen?“ Fluglehrer: „Ja, von mir aus in Unterhosen, aber warum sollte man das, gerade bei dem Wetter, tun?“ – „Verlorene Wette., und ähm, es hieß tatsächlich in Unterhose Cabrio fliegen,… “