Waldorfschule – Praktischer Physikunterricht
Physikunterricht – wer erinnert sich nicht an die seltsamen Apparaturen, anhand derer die gleichermaßen geheimnisumwitterten physikalischen Mechanismen dem mehr oder weniger aufmerksamen Klassenauditorium erklärt werden sollten.
Meist war ein Hebel oder ein wichtiges Verbindungsstück abgebrochen, defekt oder verloren gegangen, weshalb die Gerätschaft dann trotz langen Probierens den Dienst versagte und den praktischen Beweis der Theorie auf Ewig schuldig blieb.
Ganz anders dagegen, wenn der Physiklehrer zufällig auch Segelfluglehrer ist. Dann steht zur Verblüffung der Schüler plötzlich ein Segelflugzeug auf dem Schulhof.
„Meine beiden Fliegerkameradinnen Franziska und Ulrike Pawel, beides aktive Pilotinnen, haben dankenswerterweise den vereinseigenen Einsitzer DG300 von Bensheim hier nach Darmstadt Eberstadt in die Waldorfschule transportiert. Wir werden es jetzt zu dritt aufbauen, denn Segelfliegen ist Teamsport.“ Anschließend konnte Lehrer Axel Allgaier nicht nur klassische Hebelgesetze und Aeromechanik am Objekt erläutern, sondern auch nebenbei die zahlreichen Fragen seiner wissbegierigen Schüler und Schülerinnen beantworten: „Wie hoch/wie weit/ wie schnell kann man fliegen? Wie teuer ist so ein Segelflugzeug?…“.
Wer wollte, durfte sich auf den Pilotensitz schwingen und selbst ausprobieren: Hier funktionierten alle Hebel und Knöpfe, die Hebel rein mechanisch, während mit den Knöpfen teils elektrische Geräte wie das Funkgerät bedient werden konnte:„ Delta Hotel….Ibis1 über Eberstadt in 1100 Fuß, Kurs 340 Grad…“ „Das ist gerade der Polizeihubschrauber da über uns, “ erklärte Lehrer Allgaier seinen erstaunten Schülern.
Die Schülerinnen gruppierten sich eher um Franziska Pawel: „Dein Rock heute wäre zum Segelfliegen etwas unpraktisch, aber fliegen können wir Mädels mindestens genauso gut wie die Jungs…“ Mit ihren spannenden Schilderungen über ihre Streckenflüge gab sie einen faszinierenden Einblick in das Abenteuer Segelfliegen. Waren die Schülerinnen anfangs scheinbar etwas zurückhaltender als ihre Klassenkameraden, so zeigten sie jetzt lebhaftes Interesse.
Die Zeit verging wie im Flug. Genauso schnell und unkompliziert wie das Segelflugzeug aufgebaut wurde, verschwand es wieder im Transportanhänger. Die Schülerinnen und Schüler trotteten laut schwatzend zurück ins Klassenzimmer. „Das muss ich mal ausprobieren…“ – Gerne!
Titelfoto: Physik- und Fluglehrer Axel Allgaier beim praktischen Physikunterricht