Rettungsmaßnahmen: Vorbereitung für den Notfall
Über Rettungsmaßnahmen im Flugbetrieb referierte Arno Stöhr, mehrere Jahre hauptberuflicher Feuerwehrmann, ausgebildeter Rettungsassistent und aktiver UL-Pilot im Rahmen der turnusmäßigen Flugleiter-Weiterbildung am Segelflugplatz Bensheim.
Der Theorieteil erstreckte sich über Alarmplan, Verhalten an der Unfallstelle über die Technik der Feuerlöscher bis hin zur „Vorgehensweise bei einem Löschangriff“.
Basierend auf seiner reichhaltigen Erfahrung präsentierte Stöhr dieses sicherheitsrelevante Thema praxisnah und abwechslungsreich vor einer gut 50-köpfigen Zuhörerschaft. Der Fachmann verdeutlichte, wie wichtig z. B. eine gute Kommunikation beim Notruf sein kann: Bei der Kurzmeldung „Flugzeugabsturz“ geht die Notrufzentrale u. U. von einem Verkehrsflugzeug mit vielen Verletzten aus und löst einen dementsprechenden Großeinsatz der Rettungskräfte aus. Es ist sicherlich ein interessantes Schauspiel, wenn zur Bergung eines leicht verletzten Segelflugpiloten nach einer harten Landung plötzlich mehrere Rettungshubschrauber einschweben und über 150 Einsatzkräfte mit schwerem Gerät anrücken. Ebenfalls verbürgt sind Fälle, wo es sich bei dem „Absturz“ um eine geplante Landung eines Segelfliegers auf einer Wiese aufgrund fehlender Thermik handelte.
„Feuerwehrleute sind (meist) keine Piloten und Flugzeuge keine Autos“. Daraus können sich im Ernstfall vermeidbare Schwierigkeiten und Gefahren ergeben. So treiben Flugmotoren einen Propeller an, der sich bei angeschalteter Zündung plötzlich wieder drehen und Helfer gefährden kann. Ultraleichtflugzeuge sind mit pyrotechnischen Rettungssystemen ausgestattet, die man als aeronautischer Laie nicht unbedingt auf Anhieb erkennt, ebenso wenig wie die Lage des bzw. der Benzintanks. Und sollte die Feuerwehr zum Unfall eines Segelflugzeuges mit einer (seltenen) Turbinenheimkehrhilfe gerufen werden, ist sie möglicherweise dankbar für kompetente Hinweise, wie man eine solche Turbine stoppen kann. Gute Kommunikation ist für alle Beteiligten wichtig, am besten noch bevor ein Unfall geschehen ist.
Nach so viel Theorie ging es zum praktischen Teil auf die grüne Wiese des Segelfluggeländes. Breitwillig platzierte sich das „ohnmächtige Opfer“ in einen Segelflieger. Schnell waren die Retter mit ersten Herausforderungen konfrontiert. Lebhaft diskutierten Zuschauer und Akteure verschiedene Möglichkeiten und potentielle Hilfsmittel, bis unter Anleitung Stöhrs die erste Rettung erfolgreich gelang.
Als nächste Übung wurde ein Motorflugzeugunfall simuliert. Hier ergaben sich andere Schwierigkeiten wie beispielsweise konstruktionsbedingte Hindernisse, geplatzte Benzinleitungen und Motoren mit Zündungen, die es zu beachten galt. Aber auch dieser „Verletzte“ konnte mit vereinten Kräften sicher aus der vereinseigenen Husky geborgen werden.
Zum Abschluss zeigte Stöhr Brandversuche mit verschiedenen flüssigen brennbaren Flüssigkeiten, wie sie in jeder Werkstatt vorkommen können. Dabei demonstrierte er eindrucksvoll u.a. das Gefahrenpotential von Benzindämpfen.
Keiner der Anwesenden möchte die neuen Erkenntnisse in der Praxis anwenden müssen. Aber es ist doch ein ungemein beruhigendes Gefühl, für solche Situationen besser vorbereitet zu sein. Die neue Saison kann kommen.