OLC-Bundesliga: Die Regenrallye geht weiter
Wochenende, Runde 10 der Segelflug-Bundesliga. Wetterprognose: Labil, Gewitter mit Schauern, Hagel, örtliche Unwetterwarnungen – also wieder so, wie schon die vergangenen Wochenenden. Nach Vorhersage sollte der Samstag der schlechtere Tag am Wochenende werden.
Trotzdem treffen sich wieder ein paar Unerschrockene Samstag Mittags am Flugplatz. „Wir müssen einfach das Wetterfenster nutzen, den Schauern ausweichen und schnell fliegen, bis die Gewitter wieder alles dichtmachen. Dann haben wir vielleicht eine Chance“, erläutert Segelflugreferent Peter Simon bei der kurzen Lagebesprechung. „Hm, ich glaube, dann nehme ich heute mal besser ein regentolerantes Segelflugzeug und nicht die LS3,“ kommentiert Uwe und rüstet den Vereins-Ventus auf. Stefan Schneider und Klaus Schäfer im Duo Discus komplettieren die Mannschaft.
Der Start verläuft unspektakulär. Aber schnell bilden sich erste Schauer. Die Flieger weichen zunächst nach Süden aus und durchfliegen zwischen Weinheim und Mannheim eine sich bildende kleine Schauerfront, die in ihrem nördlichen Teil schon kräftig regnete. Der südliche Teil der Front bot ein langes Aufwindband, dem zunächst in Richtung Pfälzer Wald gefolgt wurde. Die drei Bensheimer Flugzeuge wendeten dann unterschiedlich zwischen Neustadt/Weinstraße und vorderem Pfälzerwald um entlang des Aufwindbandes Richtung Osten zu fliegen. In kreislosem Flug ging es unter der dunklen Wolke mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Odenwald – linker Hand in Richtung Heimatplatz ein undurchfliegbares Schauerband mit Tendenz zur Gewitterbildung, rechts der rettende Weg zu sicheren Flugplätzen. Eine Außenlandung auf einem Acker erscheint nach den Niederschlagsmengen der letzten Wochen und dem aktuellem Bewuchs eher als riskant: alles wächst, nichts konnte die vergangenen Wochen geerntet werden, Herrenteich ist unbefliegbar (sehr große Wasserlachen auf dem Platz), die Kollegen von Ludwigshafen-Dannstadt fliegen seit 3 Wochen im benachbarten Lachen-Speyerdorf. Uwe und Peter wenden an der Odenwaldkante um dem Wolkenband noch mal nach Westen zu folgen, ein Weiterflug in den Odenwald bei knapp 900 m Basis erschien nicht ratsam. Die Duo-Besatzung entscheidet sich für einen Abstecher nach Süden – weg vom Niederschlagsband nach einer guten Spur zu suchen.
Im Nachhinein keine gute Entscheidung, denn das Wetter spielte nicht mit. Die beiden Piloten zogen es vor, den an der Odenwaldkante zum Gewitter mutierten Schauer bei Käsekuchen und Kaffee vom Boden des Walldorfers Flugplatzes zu bewundern. Nach der Stärkung erfolgte der Rückschlepp problemlos zurück zum Heimatflugplatz.
Uwe und Peter jagten bei abfallender Wolkenuntergrenze mit bis zu 240 km/h unter dem Wolkenband wieder nach Westen – in engem Funkkontakt zu den Reinheimer Kollegen, die ein Stück voraus flogen. In Höhe von Speyer hat sich die Basis auf unangenehme 800 m abgesenkt. Über dem Holiday Park steigt die Basis dann wieder um 400 m an, die Front hat sich seit der letzten Wenden in Lachen-Speyerdorf ca. 10 km nach Süden bewegt und ist kurz vor dem Pfälzer Wald ohne Niederschlag nach Norden passierbar.
Peter und Uwe entschließen sich über der A65 südlich von Edenkoben zu wenden und den Heimweg anzutreten. Die Reinheimer Kollegen flogen noch weiter in Richtung Pfälzerwald in der Hoffnung auf Extra-Speedpunkte für die Quali-Liga. 1200 m für 57 km, das reicht nicht, also folgt die Bensheimer Mannschaft der Schauerstraße auf der Nordseite Richtung Bergstraße, die leichtes Steigen bis vermindertes Sinken bis südlich Ludwigshafen-Dannstadt bringt. Uwe testet eine Wolke über LuDa, Peter folgt weiter dem Wolkenband nach Osten. Über dem Rhein fängt es dann an zu nieseln, Zeit direkten Kurs auf Bensheim zu nehmen. Uwe konnte unter der Wolke noch ein paar Meter gutmachen, hat inzwischen auch Kurs Richtung Bensheim genommen. Der Weg nahe des Schauerbandes erweist sich als der bessere. Über Viernheim ist Peter zwar ca. 2 km hinter Uwe, aber 200 m höher. Die Sendeanlage bei Hüttenfeld liegt schon wieder in der Sonne und liefert Peter den rettenden Bart für den Heimweg (Einstieg in 350 m über Grund). Uwe rettet sich nach Weinheim und lässt sich später nach Bensheim zurückschleppen. Damit hatten wir 3 wertbare Lige-Flüge im Sack, in der Tageswertung noch den 4. Platz in der 2. Liga. Banges Warten begann, was der Sonntag noch bringt.
Das Wetter am Sonntag war für den NW und NO der Republik mal wieder besser als in Bensheim und so schoben sich noch weitere 5 Konkurrenten vor uns.
Rundeplatz 9, 12 wertvolle Punkte waren das Ergebnis der Runde 10! Lediglich 16 Vereine starteten ins Rennen.
Die Reinheimer Freunde schafften es nach dem Punkte-Poker-Ausflug in den vorderen Pfälzer Wald übrigens nur noch nach LuDa 🙁 – verzockt!
Fazit:
1. Es hat unglaublich Spaß gemacht vor dem Schauerband hin- und her zu jagen.
2. Auch mit 800 m Basis kann man noch anständig Strecke machen!
3. Mannheim CTR gibt bei rechtzeitiger Anmeldung auch großzügige Freigaben für Segelflieger!
4. Auf der Lee-Seite einer Front kann es durchaus auch leichtes Steigen geben.
5. Man muss fliegen um das Wetter beurteilen zu können. (beim Start war ich nach dem Schauer um 12:00 noch sehr skeptisch!)
5. Die schwachen Wetterlagen sind unsere Chance in der Liga!
6. Wieder viel gelernt!
Nachschlag:
Nach dem Abbauen beim Feierabend-Bier hatten wir noch das versprochene Gewitter mit Blitzeinschlag auf der 32 R, der die Telefonanlage ins Jenseits beförderte!
Bericht: Segelflugreferent Peter Simon