Posted on / by Ulrike Pawel / in VEREINSLEBEN

Bensheimer Fliegerlager: Africaan Feeling

In den Bensheimer Stadtwiesen wird es in den nächsten zwei Wochen wieder turbulent: Zum vereinseigenen Fliegerlager kamen am Samstag Nachmittag Segelfliegerfreunde aus Grevenbroich angereist, ab Montag bereicherte die Akaflieg Darmstadt das Flugplatzgeschehen.

Leichter Regen sorgte für angenehme Reisetemperaturen und wischte den Staub der letzten Wochen weg.

Nach dem Ankommen, Hänger abstellen, Zelte aufbauen u.s.w. gab es zunächst die offizielle Begrüßungs- und Informationsveranstaltung, die anschließend in einen gemütlichen Abend überging.

 

TAG 1

Am nächsten Morgen standen die obligatorischen Einweisungsflüge an. Auch hier zeigte sich der Wettergott kooperativ: Zunächst sorgte er für eine lockere, nicht zu hohe Bewölkung, warme Temperaturen und einer leichten Brise: perfekt für Platzrunden. Aber dann wurden die Wolken schnell größer, dunkler. Und so endete der erste Tag vorzeitig mit einem Bensheimer „Wet-T-Shirt-Contest“ Und der Gewinner ist: Marcus (hier beim Einräumen der ASK21).

Die Wetteraussichten für die Woche lauteten kurzgefasst: sonnig, heiß, dann etwas wärmer, bevor es noch heißer werden würde. Die gute Nachricht: Es sollte Thermik und eine hohe Basis geben.

 

TAG 2

Tatsächlich: Basis bis 2000 m, die Sicht aufgrund der Feuchtigkeit mäßig. Noch waren die Streckenflieger zurückhaltend, das Vorfeld daher bislang übersichtlich. Gelegenheit für die Schüler, die Platzumgebung aus der Luft zu erkunden, Seilrissübungen und interessante Landungen aus ungewohnten Positionen zu absolvieren. Manche Position war selbst für den Fluglehrer ungewohnt.

Ein kleiner Flieger, Spannweite gerade mal 13 m, fällt im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Rahmen: eine SZD59 vom bayrischen Förderverein für Kunstflug. Mit ihr ist Kunstflug „unlimitted“ erlaubt. Matthias Neubacher, Segelfluglehrer und Segelkunstfluglehrer hat sie sich für die Zeit des Fliegerlagers ausgeliehen, um damit für sein goldenes Kunstflugabzeichen zu üben. Staunend beobachtet die Bodenmannschaft, was man alles mit einem Segelflugzeug machen kann.

Sprüche:

Man muss nur lange genug im Internet suchen, dann findet man schon das passende Wetter…“

Was machen die denn da?“ – „Kunstflug“ „Oh, dann wird es Zeit, dass wir Gummibäume pflanzen.“

Huch, da purzelt ein Flugzeug.“ – „Du meinst: Da fliegt ein Flugzeug.“ -“Jetzt fliegt es falsch ‚rum, aber vorher ist es gepurzelt!“ (Kind und Vater beim Zuschauen des Kunstflug)

Morgen 7:30 h Frühstück, 8:00 h Briefing.“ – Flugschüler: „So früh? Ich mir extra Urlaub genommen und wollte ausschlafen.“

 

TAG 3

Die Temperaturen steigen, die Basis auch. Schon ungewohnt früh um 8:00 h beginnt das morgendliche Briefing, um bei der erwarteten Hitze eine verlängerte Mittagspause machen zu können. Gelegenheit für die Schüler, die Platzumgebung, insbesondere die Wasserflächen, am Boden zu erkunden.

Die Streckenflieger und Fliegerinnen dagegen werden unruhig und rüsten auf. Am Abend werden zwischen 750 und 500 km auf dem Tacho stehen.

Bei einer Basis von 2600 m MSL war der Endanflug von Mainbulau nach Bensheim selbst mit einer G103 ein echtes Vergnügen. Die Temperaturen in der Höhe: ca. 10 Grad Celsius, erträglich, fast ein wenig frisch.

Beim gemeinsamen Abendessen auf der Terrasse sorgt ein Heißluftballonstart für ein schöne Kulisse.

Sprüche:

Man, das ist wie fast wie in Südafrika.“ – „Wieso nur fast?“ – „Die wilden Tieren fehlen.“ „Och, brüllen wie Löwen, das können wir hier auch.“

Flugschüler (jung)„Das waren heute aber nicht so viele Schulstarts wie sonst.“ – „Stimmt. Aber Segelfliegen hat auch was mit Demut zu tun.“ Flugschüler (älter)

Doppelsitzermannschaft Co: „Der Navi verabschiedet sich. Ich glaube, die Batterie ist schwach.“ – Pilot: „Ach was, Navi. Brauchen wir nicht. Früher sind wir auch ohne geflogen und die Gegend hier kennen wir ja.“ Kurz darauf, Co: „Das Flarm funktioniert nicht mehr.“ – Pilot: „Flarm. Früher hatten wir kein Flarm. Dann müssen wir jetzt halt gut die Augen aufhalten für die Luftraumbeobachtung.“ Co: „Jetzt geht der Funk auch nicht mehr. Ja, ja ich weiß. Früher sind wir auch ohne Funk geflogen…“

 

TAG 4

Wieder ein drohen die Wettervorhersagen mit einem Hammertag: heiß, hohe Basis, sehr gute Thermik. Weitere „Tagesgäste“ wollen die Gelegenheit für Strecken- und/oder Wanderflüge nutzen. Wasser wird getankt: sowohl in die Flächen zu Erhöhung der Flächenbelastung als auch im Cockpit für die Piloten. Die Sonne brennt, jeder sucht Schatten. Auf dem Vorfeld wird es langsam wirklich eng und das nicht nur wegen der Spannweite des Nimbus 3 von über 25 m. In Reih und Glied gestaffelt geht es zum Flugzeugschlepp, insgesamt werden 23 Flugzeuge heute am Start stehen, inkl. Schulstarts an der Winde. Zwei Kandidaten beschließen, VFR nach Bronkow zu fliegen, ohne Motor versteht sich.

Petrus hat wieder Überraschungen parat: Tolle Thermik, Ausbreitungen bis hin zu Regenschauern. Slalom-Fliegen ist angesagt oder als Alternative eine kleine Fliegerwäsche unterwegs. Aber alle, die wollten, kommen wieder nach Hause.

Am Abend sind/ist alles geschafft: Aufgaben, Strecken von 600- 800 km, Piloten und Bodenmannschaft.

Sprüche:

Position Baden-Baden (ca. 115 km bis nach Bensheim), das LX meldet: „Sie haben Endanflughöhe erreicht“.

Einmal VFR nach Bronkow bitte“

Das ist heute wieder heiß!“ – „ Du träumst doch immer vom Fliegen in Namibia. Da ist es auch nicht kühler.“ – „Ja schon. Aber dort bin auf große Hitze eingestellt.“
„Tja, jetzt kommt Namibia zu uns. So billig kriegste das so schnell nicht wieder.“

Strecke: 620 km, Dreieck: 9 km. Vielleicht hätte ich doch nochmal kurz nach Heppenheim fliegen sollen.“

 

TAG 5

Wetter: wie gehabt, nur etwas wärmer. Einhellig beschließen die Flugschüler heute eine Auszeit im Schwimmbad. Bei den Streckenfliegern gilt: Wer hat noch nicht, wer will noch mal. Und wer es schaffte, bei über 36 Grad Celsius seinen Flieger aufzubauen, in der Gluthitze an den Start 14 zu schaffen und sich ins Cockpit zu quälen, hatte einen fantastischen Flugtag: Basis wieder zwischen 2500 bis 2900 m, kräftige Thermik, schöne Cumulanten. Dort konnte man es temperaturmäßig bequem aushalten.

Ein Wandersegler kommt aus dem Osten wieder zurück, nicht ohne vorher einen kleinen Schlenker über Kaiserslautern zu machen.

Frisch gewaschen hatten die Flugschüler nach dem Abendessen wieder genügend Energie, um gemeinsam eine Runde Fußball zu spielen.Sprüche:

Anruf in der Kantine, Pilot: „Holt mich bitte einer wieder aus Heppenheim ab“ „Ja, Moment, ich such einen Schlepppiloten.“ „Nein, nicht am Flugplatz, aus dem Krankenhaus.“ – „Wie? Oh Gott!“ -“ Nein, alles gut. Meine Platzwunde ist jetzt verarztet. Mir geht’s gut, ich will nur wieder zum Platz.“ (Pilot hatte sich beim Rangieren kleine Platzwunde zugezogen)

Lukas ist wieder zurück.“- „Landet er jetzt?“ „Nein, er fliegt vorbei, Richtung Westen.“ „Will er jetzt weiter nach Belgien?“

Das war der geilste Flug in meiner bisherigen Fliegerkariere: Eine echte Wolkenautobahn: Einmal Ludwigshafen – Walldürn – Ludwigshafen in 2800m, ohne einen einzigen Kringel, einfach stump geradeaus und das ganze fast ohne Höhenverlust. GEIL!“

 

TAG 6

Freitag: Heute wollen wieder alle Flugschüler in die „wohltemperierte“ Luft (36 Grad C) aufsteigen. Und für die Streckenflieger heißt es: Schon wieder fliegen.

Startaufbau erfolgte auf 32, um dann, dank Windsprung mit einsitzender Thermik in der Mittagshitze, mit Sack und Pack und frisch getankten Segelfliegern auf Landebahn 14 umzuziehen. Wandersegelflug einmal anders.

Am Abend ging es zum Kirchberghäuschen, um bei einem guten Schoppen die totale Mondfinsternis zu beobachten. Wie sich herausstellten hatte man die bessere Aussicht auf den Mond jedoch von der Flugplatzterrasse aus…

Sprüche

Flugschüler:„Da kreisen Störche. Da geht’s bestimmt besser“ Fluglehrer: „Ne, bleib mal hier. Die üben noch und kommen bestimmt gleich her.“ Tatsächlich änderten die gefiederten Freunde im gleichen Moment ihren Kurs Richtung Segelflugzeug.

Man, ein Nimbus 3 mit über 25 m Spannweite, der gleitet bestimmt fantastisch.“ – „Ja, von Mosbach bis hierher war jetzt bei ruhiger Luft kein Problem. Aber im Fallen säuft er genauso ab wie die anderen Segelflugzeuge auch.“

Oh Mann, langsam reicht es. Heute früh hatte ich ja schon keine rechte Lust auf Fliegen. Aber dann habe ich mich doch wieder verführen lassen. Morgen glaube ich, brauche ich wirklich mal eine Pause.“ (Pilot nach 4 Flugtagen und 2476 km!)

Wo ist denn jetzt der Mond?“ „Dort, der schwache, dunkelrote Kreis im Dunst am Horizont.“ „Der ist ja finster, den sieht man ja fast nicht.“ „Ist ja auch eine Mondfinsternis.“

Also ich habe mir die Finsternis romantischer vorgestellt.“ – „Hm, ich fand gestern den Vollmond auch schöner.“

 

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