Die faszinierende Welt des „kleinen“ Flugplatzbetriebes
Die meisten Piloten registrieren erst am Ende des Tages, beim Putzen der Flächen, dass es noch zahlreiche andere, kleinere Fliegerkameraden in der Luft gibt, bzw. in diesem Falle gab. Wenn die großen Flieger im Hangar bleiben müssen, biete sich die Gelegenheit, in die unbekannte Welt dieses eher unscheinbaren, aber sehr vielfältigen Flugbetrieb des Segelfluggeländes einzutauchen.
Farbtupfer
Am ehesten fallen die bunten Schmetterlinge auf: Farbenfroh wie das Tagpfauenauge tanzen siVe in der Sonne. Mit bis zu 80 mm Spannweite unübersehbar segelt der Schwalbenschwanz über den Platz – und dem Fotografen davon. Dafür schwebt eine, nein, keine Ka8, sondern eine Goldene Acht (ebenfalls ein Falter) völlig geräuchlos zum Fototermin ein.
Akustische Kollisionswarnung
Deutlich lauter kommen die „dicken Brummer“ um die Ecke. Eine imposante Erscheinung im Frühjahr ist die Erd-Hummelkönigin, bei einer Rumpflänge bis zu 28 mm nicht zu übersehen. Zumindest bei Fußgängern funktioniert ihr sonores Brummen als zuverlässiges Antikollisionswarnungsystem, selbst bei den kleinere Vertretern wie Wiesen- oder Steinhummeln. Sie legen gerne ihre Nester beispielsweise in Mäuselöchern oder auch Vogelnistkästen an und finden dazu auf dem weitläufigen Gelände vielfältige Möglichkeiten.
Flucht vor dem „Follow-me“
Mit einem gelb-schwarzer Anstrich ist auf einem Flugplatz normalerweise der „Follow-me“ gekennzeichnet, dem die Piloten gerne Folge leisten. Die gleiche Farbkombination bei einem Insekt löst dagegen bei manchem Zeitgenossen einen sofortigen Fluchtreflex aus: Wespenalarm! Dabei sind tatsächlich nur die Deutsche und die Gemeine Wespe an Kuchen und Limonade interessiert. Den Rest der vielfältigen Wespenfamilie lässt der Süßkram völlig kalt.
Gerne sucht beispielsweise die Feldwespe am Vereinsheim Unterschlupf und legt Wert auf eine friedliche Koexistenz mit den großen Zweibeinern. An ihren grazilen, langen Beinen, die sie im Flug elegant nach hinten streckt, ist sie leicht von der bulligeren Gemeinen Wespe zu unterscheiden.
Der Anblick einer 25 mm großen Hornisse gebietet Ehrfurcht, aber keinen Grund zum Fürchten. Es sei denn, man ist selbst eine Gemeine oder Deutsche Wespe und damit eine Leibspeise für die größte Wespenart. Gegenüber dem Menschen ist die Hornisse sehr friedfertig: Es störte sie in den vergangenen Jahren beispielsweise nicht, wenn unter ihrem ballongroßen Papiernest in einer Garage der Segelfluganhänger regelmäßig raus- und reingeschoben wurde und die Menschen ganz dicht unter ihrem Nest entlang liefen.
Fast übersieht man die „Miniwespen“: 10 – 15 mm erreichen sie, leben wie die Grabwespe alleine (solitär) und als ausgewachsenes Insekt vegan: Sie fressen ausschließlich Nektar. Nur der Nachwuchs lebt als Parasit von den Larven anderer Insekten (z.B. Wildbienen).
Verwirrung stiften die Wespenbienen: Optisch gleichen sie Miniwespen, leben sehr ähnlich (Larven: parasitär, Adulte: Nektar), gehören aber zur großen Familie der Wildbienen
Meuchelmörder im Bienenpelz
Und dann gibt es noch die vielen „Summer“: die allseits beliebten Bienen. Jeder kennt die Honigbiene. Aber auf dem Segelfluggelände leben auch eine große Anzahl an kleinen, solitären Wildbienen.
Ein diskreter Blick unter die Blätter der Bodenvegetation offenbart im Frühjahr ein ungewohntes Bild: Bienen beim Vögeln! Hier handelt es sich um ein Mauerbienenpärchen in trauter Zweisamkeit.
Nicht alle Bienen führen ein friedvolles Leben. Die Blutbiene, eine Kuckucksbiene, legt ihr Ei einfach in einer fremden Brutkammer ab. Ihr Nachwuchs meuchelt den Gastgeber, um sich dann seinen Proviant einzuverleiben.
Wie Mikro-Maulwurfshügel sehen die Behausungen der Sandbienen (Andrena spec.) aus. Diese Bienen sind nur knapp 10 mm klein und sehr vielfältig. Sie graben Röhren in den Sandboden, um dort eine Brutzelle für jeweils ein Ei anzulegen.
Diese Röhren sind auch Zielabwurfgebiet eines weiteren interessanten Insektes: Es sieht aus wie ein bepelzter Riesenfloh, heißt „Hummelschweber“ und gehört biologisch zu der großen Gruppe der Fliegen. Mit tödlicher Präzision wirft das Weibchen sein Ei direkt vor dem Röhreneingang ab. Die Larve schlüpft zügig und kriecht sofort in die Brutzelle. Dort plündert sie zunächst die Nektarvorräte der Wildbiene, bis sie zum Schluss als Nachtisch auch die Larve selbst verspeist.
Es gäbe noch so viele spannende Geschichten über diesen Mikrokosmos zu erzählen, von gefräßigen Ameisenlöwen, pfeifenden Käfern, blauen Plattbäuchen usw. Das würde den Rahmen hier sprengen. Aber es lohnt sich, ab und zu mal genauer hinzuschauen, was sich so alles am und kurz über dem Boden zwischen den Grashalmen abspielt, bevor man wieder zu höheren Gefilden aufsteigt.