Erstellt am / von Ulrike Pawel / in EVENT, FLUGBETRIEB, JUGEND

Fliegerlager 2024: Flight-Life-Balance

Nach der ersten Woche hatte sich die Orientierung im „Fuchsbau“ (Hauptgebäude“) gefestigt, man gewöhnte sich an die generell weiten Wege im Lager, zum Fluggelände, zum Start. Routine stellte sich ein: Gemeinsames Frühstück, anschließend Briefing, in dem zum einen eventuelle Vorfälle/Geschehnisse vom Vortag kritisch, aber offen besprochen wurden. Außerdem wurden die Vorhaben und Einteilungen für den Tag („Wer fliegt was? Wer hat was vor?“) sowie die nötigen Flugdienste geklärt. Die Entschlüsselung des Wetterberichts und die entsprechenden Erläuterung der Wetterlage durch ein erfahrenes Mitglied waren für die Streckenflieger wichtig, für Anfänger lehrreich.

Wellness

Die Woche begann wetterbedingt geruhsam mit einem Erholungstag. In Gruppen aufgeteilt schwärmten die Teilnehmer in alle Himmelsrichtungen aus: Schwerin, Hamburg, Berlin. Manche verweilten im Lager, zum Wäschewaschen (Waschmaschine vorhanden!), Billard, Klavierspiel oder einfach Lesen.

Ausflügler

Gegen Abend schwebte hoher Besuch aus Bensheim ein: Vizeweltmeister Uwe Wahlig mit seinem Motorsegler. Die Dimona-Piloten freuten sich sehr, dass er als Motorseglerwart die zwischenzeitlich defekten Bremsen der Dimona vor Ort reparieren konnte. Im Gegensatz zu den anderen Bensheimer Besuchern zuvor, blieb er über Nacht. „Ich bin dann früh um 6:00 h in Kammermark gestartet und war pünktlich um 9:00 h wieder im Büro.“

Auch am Dienstag war noch kein Traumwetter, ein paar Schulstarts am Vormittag waren möglich, bevor der nächste Regen heranzog. Außerdem benötigte die Winde technischen Support. Piloten und Pilotinnen bevorzugten die dosierte Feuchtigkeit und entspannten am Nachmittag in der Therme von Bad Wilsnack.

Früher Schafstall – jetzt Flugzeughalle, das Gedränge blieb

Schulungsbetrieb und Party

Der nächste Tag war reiner Schulungsbetrieb. Erst am Donnerstag gab das Wetter kurzfristig etwas mehr her, so dass zumindest drei Flugzeuge die Platzrunde verließen: Kyritz, Neurupin und im weitesten Falle über die Mecklenburgische Seenplatte lockten.

Wie praktisch, dass der Bensheimer Motorsegler inklusive willige Piloten noch da waren. Damit waren thermikunabhängige Ausflüge nach Lübeck, Stralsund, Ruppiner Land oder einfach eine Runde mit Opa auch für Nicht-Scheininhaber möglich.

Das Highlight war die Abschlussfete, die wetterbedingt schon Donnerstag Abend stattfand. Ausgezeichnet wurde die weiteste Strecke: Uli Götz/Alex Heller (655 km), die schnellsten Piloten Daniel Neubarth/Jan Schäfer (99 km/h mit ASK21/Langenselbold) sowie der Pilot mit den meisten Starts (Johannes Kläffling/Langenselbold). Timo März wurde mit der einzigen Außenlandung Außenlandekönig und durfte sein passendes Zepter, einer Lauchstange, ebenfalls entgegennehmen.
Die anschließende Party stieg standesgemäß in der passend dekorierten Windenhalle (ehemaliger Pferdestall) und damit geräuschtechnisch weit genug von Haupthaus und Campingplatz entfernt. Die Blinklichter der Winde und des Startwagens (ein umgebauter Rettungswagen) sowie die Langenselbolder Musikbox sorgten für das richtige Dancefloorfeeling.

Die Prämierten: v.l. #Vollviel, #vollweilt, einzige Außenlandung, #vollschnell

Abschied

Dann hieß es für die meisten Abschied nehmen, einen Tag früher als geplant. Wobei niemand die omnipräsenten Nacktschnecken, am/im Zelt, zwischen den Zehen, in Schuhen, Taschen, am Kuller usw. vermissen wird, die schöne Zeit schon eher.
Der Heimweg führte durch original Brandenburg: alleenbewachsene, schmale Landstraßen, idyllische Dörfer mit historischem Kopfsteinpflaster (max. 15 km/h möglich…), bis nach etwa zwei Stunden schon die erste Autobahn erreicht wurde, a long, long way to home…

Was bleibt aus Bensheimer Sicht: Insgesamt 195 Starts, 155 h Flugzeit und 9.260 km dokumentierte Streckenflüge von 15 Pilotinnen und Piloten an 10 Tagen geflogen (zum Vergleich: Bensheim bisherige Jahresbilanz bis 13.07.2024: 26.280 km/42 Piloten), gut geschultes LS4-Aufrüstpersonal, ein angenehmes Miteinander der zwei bzw. am Wochenende drei Vereine, viele neue Erfahrungen, schöne Erinnerungen, Gigabytes an Fotos.

Ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren, Fluglehrer, Flugleiter, Windenfahrer, Kantinenchefs, allen sonstigen Helfer und allen voran an die netten, hilfsbereiten Gastgeber, die Akaflieg Berlin, die dieses erlebnisreiche Fliegerlager ermöglichten.

Fauchendes Ungeheuer mit Disco-Lighting-Show: Die Winde

 

Galerie

 

 

  • Lepo bleibt auf halber Strecke stehen „Der Lepofahrer fährt heute schon den ganzen Vormittag vorbildlich und achtsam die Seile. Jetzt hat er gelernt, zwischendurch auch mal auf die Tanknadel zu schauen…“
  • „Astir, bei seiner Sinkrate wird jedes U-Boot neidisch.“
  • „Wenn ich abends hier zurück zum Hotel fahre, begegnet mir jedes Mal ein ganzer Zoo auf der Straße: Marder, Fuchs, Reh, Hase…“
  • Dimona im Queranflug „Die Dimona ist aber laut geworden…“ – „Das ist wohl eher der hochfliegenden Düsenjet der Bundeswehr, den wir nicht sehen können.“ – „ Ah, dachte schon, es wäre was kaputt.“
  • Discofieber: „Von mir aus könnte ihr auch auf der Winde tanzen, das hält die aus. Aber passt auf, dass keiner runterfällt. Das hatten wir schon…“
  • Windenfahrer: „Irgendwie ist mir diese Winde unheimlich mit ihrem Zischen und Fauchen, fast wie ein Drache.“ – „Keine Angst, da kommt kein Feuer, das ist nur die Pneumatik.“
  • Thermikflug: „Der Wald hier hinter der Winde geht thermisch richtig gut“ – „Kein Wunder, ist ja auch eine ehemalige russische Raketenstellung, gemäß Anordnung muss es da hoch gehen – keine Sorge, die Raketen sind weg. Dafür sollen da jetzt Wölfe leben…“ – „Wie beruhigend, aber die stören uns hier oben Gott sei dank nicht.“