Fliegerlager in Ohlstadt: Hitzerekorde
In ganz Deutschland purzeln die Hitzerekorde: Bensheim fast 40 Grad. Da nutzt die Eistruhe auch nicht mehr viel, es sei denn, man legt sich hinein. Hier in Murnau ist es schon morgens um 5 Uhr in den Zelten unerträglich warm, so dass kaum an Weiterschlaf zu denken ist. Im Tagesverlauf klettern die Temperaturen auf lähmende 34 Grad (immerhin auf 660 m NN), dazu kommt eine ausgeprägte Schwüle. Der Flugbetrieb geht hier insgesamt zäher als zu Hause, unter anderem auch, weil es mehr Störfaktoren gibt:
Start klar – Haube zu. Schnell steigt das Thermometer im Cockpit auf über 50 Grad. Ein Pilot läuft gemütlich den nahen Schotterweg entlang, ohne auf den Windenstart zu achten. Haube auf. Wieder Start klar – Haube zu. Der Schweiß läuft. Ein LKW liefert wieder Bauschutt auf die Halde direkt neben der Bahn (im Windensicherheitsbereich). Haube auf. Wieder Start klar – Haube zu. Flugzeug im Endteil. Haube auf. Wieder Start klar – Haube zu und tatsächlich, endlich kann die ASK21 in die Luft gehen.
Gewittertief Vincent im Anmarsch
Wieder beginnt der Tag schwül-heiß. Da durch die hohen Temperaturen die Auslösetemperatur für die Thermik spät erreicht wird, wird die Zeit genutzt, die verklemmte Einklinkvorrichtung der HG wieder zu reparieren.
Svenja Thomas lässt sich von den Umständen nicht irritieren und startet erstmals im Einsitzer LS4, Windenstart und Landungen sind problemlos.
Aber noch bevor die Schleppmaschine die Einsitzer-Profis in die Luft ziehen kann, brauen sich schnell dunkle Wolken über Garmisch zusammen. Der Warnung des erfahrenen Flugleiters folgend wird schnell alles eingepackt. Dieses Unwetter zieht vorbei, es wird ein gemütlicher Nachmittag. Dabei erfreut sich die „Riesenschaukel“ am alten Lindenbaum vor der Terrasse bei Jung und Alt großer Beliebtheit . Fast so schön wie Fliegen.
Die Wolken verschmelzen derweil zu einem einheitlichen Grau, ohne dabei jedoch einen Tropfen Regen hier am Platz zu verlieren…
Im Lager kündigt sich ein Schichtwechsel an: Die ersten Zelte werden abgebaut, während die nächsten Ankömmlinge eintrudeln.
It’s Showtime
Allen Unkenrufen/Wetterprognosen zum Trotz startet heute ein Flugbetrieb, dieses Mal mit Beteiligung der Gastgeber. Aber wieder bauen sich schnell hohe Wolkentürme über dem Ammergebirge auf und beschleunigen das Flugbetriebsende. Alles ist wieder eingepackt, als das Gewitter tatsächlich seine Drohung war macht und sich über dem Platz entlädt. Es kühlt merklich ab. Der Nachmittag klingt in der Therme oder am Tischkicker im „Vereinsheim“ aus.
Für alle Fälle
Flugplätze in direkter Nachbarschaft zu einem Krankenhaus (in diesem Fall sogar eine Berufsgnossenschaftliche Unfallklinik), das gibt es öfters. Aber hier gehört neben dem denkmalgeschützten Bauernhaus auch eine kleine Andacht-Kapelle zum Flugplatzinventar. Wobei die Sichtung oder der Ruf eines Kolkraben nicht gleich als schlechtes Ohmen gedeutet werden sollte: Die nahe Müllkippe ist ihr Revier, daher gehören sie genauso wie die Kühe auf der benachbarten Wiese ebenfalls zum Flugplatzbild dazu.
Sonntägliches Ausschlafen und Überraschungen
Es wird ein ausgeprägtes Niederschlagsgebiet erwartet, daher können alle ausschlafen. Es sei denn, man schläft direkt gegenüber einer bayrischen, katholischen Kirche, die pünktlich am Sonntag um 6:00 h zur Frühmesse läutet (übrigens nur sonntags!). Oder man vergisst den Wecker um 7:00 h abzustellen…
Das Briefing ist kurz, man teilt sich in einzelne Gruppen und Fahrzeuge, je nach Interesse: Einige zieht es ins Freilichtmuseum Glentleiten, wenige bewundern in den Museen die berühmte Künstlergruppe „Blaue Reiter“, andere widmen sich den kulinarischen Genüssen örtlicher Cafés bzw. Biergärten.
Am Nachmittag beginnt ein voralpenländlicher „Schnürl-Regen“, oder auf hessisch: Es schüttet. Nach dem gemeinsamen Abendessen im nahegelegenen Ohlstadt beschließen drei Flugschüler, noch etwas Sport zu treiben und nach Hause zu Fuß zu gehen. Keine gute Idee, wie sie feststellen, als sie pudelnass im strömenden Regen vor ihren (feuchten) Zelten stehen…
Überraschungen gibt es auch an anderer Stelle: Dass das alte Bauernhaus lebt, war bekannt. Wie verfressen insbesondere bayrische Mäuse sein können, hat uns dann doch verblüfft: Innerhalb einer Nacht haben sie zwei Tüten Nudeln à 500 g bis auf zwei Nudeln restlos geplündert. In der darauffolgenden Nacht verschwinden auch die letzten beiden Nudelpackungen. Damit schlagen sie sogar die zweibeinigen Bensheimer Kantinenmäuse. Außerdem fanden sie dieses Mal leider einen Weg auf die Küchenzeile. Doch an den (alten, zähen) Brötchen hatten sie „nur“ vergleichsweise wenig geknabbert. Die Äpfel blieben völlig unberührt. Anspruchsvolle Tierchen.
Von weiteren (unfreiwilligen) Fütterungsversuchen haben wir abgesehen!