Posted on / by Ulrike Pawel / in EVENT, FLUGBETRIEB, VEREINSLEBEN

Flugplatzfest: gemütlicher Familientag

„So schön das immer mit der alten Ju52 und den Motorfliegern war, eigentlich sind wir ein reiner Segelflugverein. Unser Ziel ist deshalb, unseren Flugsport so zu präsentieren, wie wir ihn hier jedes Wochenende ausüben: Segelfliegen – das ist Fliegen ohne Motor, aber mit viel Spaß. Dazu laden wir unsere Nachbarn und Freunde ein, einen ungezwungenen, netten Nachmittag mit uns zu verbringen“, umschreibt der erste Vorsitzende Felix Maier die Intentionen der Segelflieger an diesem Wochenende.

Seltene Vögel zu Besuch

Es herrschte eine entspannte Atmosphäre, stressfrei schlenderten die Gäste, darunter viele Familien mit Kindern, über das Gelände. Auch ohne Motorengebrumme sorgten die Bensheimer Segelflieger für ein abwechslungsreiches Programm.

Auf dem Vorfeld begrüßten u. a. „Specht“, „Spatz“ und ein „Zugvogel“, Segelflug-Oldtimer aus den 50er bzw. 60er Jahren, die Besucher. Mitgebracht und vorgeführt wurden die seltenen Vögel vom Verein Interessengemeinschaft Scheibe Flugzeuge (IGSF). Gerade der Specht, ein kleiner, rot-cremefarbener Übungsdoppelsitzer, zog die Blicke auf sich: Die vordere Haube lässt sich zur Seite klappen, während für den hinteren Sitz eine Klapptür unter dem Flügel angebracht ist. „Aber man kann auch gut ohne diese Tür starten, gerade wenn es warm ist und man den Fuß etwas lüften möchte“, erläuterte schmunzelnd Pilot Sebastian Freyer.

Oldtimer: Specht im Anflug – Habicht im Abflug

Die Heppenheimer Fliegerkameraden flogen mit ihrer Piper Cup PA 18 (1959) und einem Baby, genauer ein Grunau Baby III (1953) ein.

Sonntags kam Christoph Zahn aus Langenselbold mit seinem Segelkunstflugzeug „Habicht“ ( Konstruktionsjahr: 1936, Eigenbau, Baujahr 2001, Bauzeit 5000 h) nach Bensheim vorbeigeflogen, grüßte aus dem offenen Cockpit, landete aber nicht, sondern ließ sich direkt wieder zurückschleppen: Der große Regenschauer war nichts für das stoffbespannte Holzflugzeug. Kurz davor hatten die Piloten am Boden ihre alten Holz-Oldtimern schnell in den großen schützenden Hangar geschoben, wo auch die zahlreichen Gäste Zuflucht fanden. Die Jüngsten dagegen ließen sich die gute Laune nicht nehmen und hatten ihren Spaß in den Pfützen.

Regenspaß

Abenteuer Flugplatz

Gerade für sie gab es an beiden Tagen viel zu entdecken: Da wurden in der Bastelecke neuste Flugmodell konstruiert oder Kunstwerke designet. „Das Nagelspiel, da habe ich als Kind schon vor 30 Jahren mitgemacht“, erzählt ein Vater lachend, während sein Junior versucht, einen Hauptgewinn, herauszufischen. Kein Freiflug, aber der kleine Styroporflieger sorgte für ein Strahlen und durfte sofort starten. Die Größeren lockte ein professioneller Segelflugsimulator und ein Quiz mit der Gewinnchance auf einen Freiflug.

„Konstruktionsbüro“ und Flugsimulator

Oder doch lieber gleich in ein richtiges Segelflugzeug steigen und damit abheben? Eine Möglichkeit, die viele Gäste jeglichen Alters wahrnahmen. „Ich sehe die Segelflieger immer über unseren Garten“, bemerkte eine Dame, „Deshalb wollte ich das endlich auch mal ausprobieren!“. Ein Junge (6 Jahre) stieg aus dem zweisitzigen Flugzeug und berichtete den wartenden Eltern stolz: „Ich werde Pilot! Und die vielen Kurven in der Luft, die waren ganz toll!“. Schon ab 14 Jahren dürfte er mit der Segelflugausbildung anfangen, also in acht Jahren, erklärte Pilot und Fluglehrer Rainer Wahlig. Aber da hatte der Junge schon einen verführerischen Duft in der Nase und zog seine Eltern in Richtung Grill- und Pommesstand.

Dort kümmerte sich Fluglehrer Andreas Boml mit seinem Team für einen reibungslosen Ablauf. Etwa?„So genau weiß ich das gar nicht, da einige einfach gekommen sind und wie selbstverständlich mitanpacken“, freute sich Organisatorin und 2. Jugendleiterin Ina Duwanoff über die vielen helfenden Hände. So gab es nirgends lange Warteschlangen, kein Gedränge, keine Hektik, dafür fand sich viel Zeit für nette Gespräche.

Fluglehrer Andreas Boml und sein Team

Etliche Gäste hörten den Ausführungen des Moderators interessiert zu. Dieser wusste im stilvollen Outfit sein Publikum zu unterhalten: mit technischen Details zu den alten und neuen Segelflugzeugen, allgemeinen Informationen sowie teils spannenden, teils lustigen Geschichten aus der Chronik des Vereins. Viele interessante Geheimnisse entlockte er im Interview dem amtierenden Weltmeister Uwe Wahlig, beispielsweise was Geologie mit Segelfliegen zu tun hat oder wie man sich über die acht bis zwölf Stunden bei einem langen Streckenflug körperlich fit hält.

Foto6: Moderator Vincent Wilczek mit Uwe Wahlig vor einer Minilak (Baujahr 2021), im Hintergrund: Grunau Baby III (Baujahr 1953).

Vincent Wilczek mit Uwe Wahlig vor einer Minilak (Baujahr 2021), im Hintergrund: Grunau Baby III (Baujahr 1953).

So lange saß an diesem Tag niemand im Segelflugzeug, aber die Begeisterung dafür konnten nach diesem Wochenende wohl die meisten Besucher nachvollziehen. Am Ende waren alle glücklich: die kleinen wie die großen Gäste und die Bensheimer Segelflieger, die sich über den regen Zuspruch freuten.

Funksprüche

  • Startschreiber: „Segelflugzeug ASK21, doppelsitzig am Seil Pulverhäuschen.“ Windenfahrer: „ASK21, doppelsitzig, am Seil Pulverhäuschen.“ – „———–“
    Nach längerem Schweigen, Flächenläufer: „Geht das noch weiter?“ – Startschreiber: „ Oh, bin ich schon wieder dran? Danke für’s Wecken. Also Segelflugzeug startbereit“ – „Winde startbereit“…
  • Am Simulator: „Es ist spannend, ob es gelingt, etwas zu erklären, bevor die Kinder Loopings drehen und mit lautem Kawumm abstürzen. Bei manchen hat man den Eindruck, dass ihnen der Absturz am meisten Spaß macht…“
  • „Schau mal Junge, ein Segelflugzeug. Willst du dich nicht mal da rein setzten?“ – Junge, maximal Grundschulalter: „Ach Papa, da saß ich doch schon drin, als ich im Kindergarten war!“
  • „Das war ein „modernes“ Grunau Baby, ein Baby III. Das hatte im Gegensatz zu den Vorkriegsmodellen schon ein Rad statt Kufe und eine geschlossene Haube. Die jetzige Cabriohaube kam erst später.“
  • Oma und Enkel an/in der LS4: „Siehste, die Oma sitzt hier und das Segelflugzeug hebt nicht ab. Es passiert nichts. Die Frage ist jetzt nur, wie komme ich hier wieder raus?“

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