Fortsetzung Fliegerlager: …und die Hitze geht weiter!
Für die ersten Gäste ist der Urlaub vorbei, sie reisen ab, ein paar neue sind dazugekommen.
Tag 7, Samstag: Kleine Erfrischung gefällig?
Das morgendliche Briefing startet: „Es geht gerade eine Kaltfront durch. Wir vertagen das nächste Briefing auf 13 Uhr“ Freudiger Applaus brandet auf, endlich ein freier Vormittag, ohne Fliegen und Aussicht auf Kühlung, vielleicht so gar Regen.
Gut, die Kälte der Kaltfront war relativ, knapp unter 30 Grad Celsius. Der Griff zur Jacke erübrigte sich, denn kaum lugte die Sonne hervor, war die Sauna wieder perfekt. Nicht desto trotz zog die Karawane pünktlich um 13 Uhr an das andere Flugplatzende und startete den Flugbetrieb.
Argwöhnisch wurde die Wetterentwicklung per Satellit beobachtet, intensiv diskutierte man, ob und wie die Gewitterzellen wandern werden. Währenddessen plusterte sich fast unbemerkt ein kleines Wölkchen direkt über dem Start auf. Dann, plötzlich ein leichtes Grollen. Sofort wurde der Windenbetrieb eingestellt. Daraufhin erleichterte sich das Wölkchen schlagartig: Ein kleiner, aber heftiger Schauer ging nieder. Nach der kurzen Erfrischung ging der Flugbetrieb weiter.
Viele haben die Bundesliga schon aufgegeben, da Bensheim schon seit mehreren Runden in der Abstiegszone festsitzt. Aber einer hielt unerschütterlich das Ligafähnchen hoch und absolvierte mit dem Doppelsitzer G103 einen Wertungsflug. „Wenigsten einen Punkt soll es dieses Wochenende geben“, so Pilot Stefan Schneider.
Am Abend erfreute der neue „Vereins-Koch“ Dominik seine Fliegerkameraden mit einem leckeren Wrap-Büffet.
Sprüche:
- „Die Kaltfront wurde ihrem Namen ja gar nicht gerecht. Wir definieren sie jetzt um in Nassfront“ „Na viel Nass ist hier aber nicht angekommen.“
- „Wrap, was ist das denn für ein neumodisches Zeug?“ – „Wie Tortillias, mit Salat und Allerlei gefüllt.“- „Tortillias?“ – „Crêpe, Pfannkuchen, Palatschinken.“ – „Aha. Und das schmeckt?“ „Ja!“
Tag 8, Sonntag: Wandernde Segelflieger, Variante 3
Gestern gab es die Dusche, heute den Föhn, den warmen Föhn versteht sich. Kräftiger Seitenwind forderte die Schüler und auch die Fluglehrer heraus. Schon ein komisches Gefühl, so schräg am Windenseil hochgezogen zu werden, aber der starke Seitenwind erforderte nun mal einen großen Vorhaltewinkel.
Die Streckenflieger des Fliegerlagers hielten sich heute größenteils vornehm zurück und überließen den Wochenendfliegern das Feld. Die „Sonntagsflieger“ machten einen u.a. einen Ausflug zum Schwarzwald (560 km) oder erkundeten die Gegend (100-300 km). Der Blick in den OLC zeigte: Diese Bundesliga-Runde endete auf einen erfreulichen Platz 9. Nicht das Bensheim damit aus der Abstiegszone wäre. Aber die Bensheimer haben damit bewiesen, dass sie es immernoch können, wenn sie wollen.
Zum Abendessen sollte es zu Fuß in das Nachbardorf zum dortigen Biergarten (2 km) gehen. In der lauen Abendluft ging es über die staubige Piste. Am Ziel angekommen gab es die „frohe Kunde“, dass die Reservierungstelefonat nur als Anfrage verstanden wurde und nun alles belegt sei.
Für den Weg zur nächsten Kneipe ein Dorf weiter nutzten die wenigen Wanderer gerne die verbliebenen Sitzplätze in den Autos der fußmüden Kollegen. Die zweite Gastronomie war dem Ansturm gewachsen und so musste niemand hungrig in den Schlafsack.
Sprüche:
- „Wieso machen die Flugschüler bei der Hitze eigentlich keine Wasserschlacht? Bietet sich doch als Erfrischung an, zumal alles nötige, Schlauch und Eimer vorhanden ist.“ – „Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich wollen sie nicht, dass ihr Handy, dass ja in jeder Hosentasche steckt, nass wird.“ „Stimmt, das Problem hatten wir früher nicht.“
- „Warum sind die eigentlich vor 8 Wochen 1000 km nach Südfrankreich in den Regen gefahren?“- „Keine Ahnung. Wahrscheinlich wegen dem berühmten französischen Essen.“
Tag 9, Montag: Gentleman-Pilots
Es gibt sie noch, die Gentlemen unter den Segelfliegern: Ungeachtet des angedrohten „Hammer-Flugtag“ stellen sie ihren Angetrauten den geliebten Flieger freimütig zur Verfügung. Sie selbst dagegen gehen trotz erneuter Hitzerekorde tapfer ihrem Tagwerk nach: richten das neue Heim her, verdienen die Brötchen oder kümmern sich um den Flugbetrieb bzw. Flugschüler.
Die Damen ihrerseits genossen den „Hammer-Flugtag“, jede auf ihre Weise: Die eine meisterte ihren 545 km Streckenflug erstmalig mit Wasserballast und war ob der Leistungsverbesserung begeistert. Die zweite freute sich, mit dem fünf-Stunden-Flug die Silber C vollendet zu haben – nach fast 30 Jahren Segelflugerfahrung. Da waren 300 km Strecke Nebensache. Und die dritte war einfach glücklich über einen wunderschönen, völlig entspannten Flug bei einer Wolkenbasis von 2800 m, fantastischen Wolkenstraßen und einer richtig tollen Aussicht. Wie schön doch stressfreies Segelfliegen sein kann.
Auch die anderen Streckenflieger landeten mit einem strahlenden Lächeln, und verspürten Mitleid mit den armen Kollegen im Büro, die vermutlich nicht nur an diesem Tag vor Frust in die Schreibtischkante gebissen haben.
Am Abend wurde an langer Tafel gemeinsam gespeist, in großer Runde viel erzählt, gelacht und gescherzt. Um Mitternacht gab es noch ein Geburtstagsständchen. Schon der vierte Geburtstag in dem bisherigen Fliegerlager.
Sprüche:
- Erschöpfter Streckenflieger: „Wird das Wetter morgen wie heute?“- „Nein.“ – „Gott sei dank!“ – „Basis bei 3200 m, Steigwerte bis 5-6 m.“ – „Nein, das darf doch nicht wahrsein. Nicht schon wieder fliegen.“
- „Im Thüringerwald war eine Wahnsinns-Thermik. Da hat es mich im Geradeausflug doch fast eingesaugt, ich war zu leicht. Fast hätte ich die Klappen gezogen, aber das wäre ja feige gewesen.“ – „Hättest Du mal Wasser getankt….“ -“Heute habe ich es in der Tat das erste Mal bereut in meinem Leben bereut.“
- „Das hatte ich noch nie: eine Welle zwischen Bensheim und Lorscher Wald. Konstant mit 1 m auf knapp 3000 m, und dabei wollte ich doch eigentlich landen.“
- „Mit einer Brise Sauerstoff flog es sich heute viel angenehmer in der großen Höhe als letzte Woche ohne.“