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Im Einsatz: Die Rettungsfallschirmprüferin

Lang ausgestreckt, hüllenlos liegt er vor ihr. Er, der sonst diskret im Hintergrund bleibt, in absoluter Dunkelheit geduldig ausharrt, aber stets sprungbereit, um Leben zu retten, offenbart hier sein Innerstes Heike Kordubel. Sie ist Rettungsfallschirmprüferin des Hessischen Luftsportbundes (HLB) und inspiziert gewissenhaft diesen sowie gut 20 weitere Rettungsfallschirme der Bensheimer Segelflieger. Denn einmal jährlich werden alle Fallschirme ausgepackt, gelüftet, geprüft und dann wieder frisch verpackt. Franziska Pawel nutzt die Gelegenheit für ein Interview:

FP: „Wie kommt man oder frau auf die Idee, Fallschirmprüferin zu werden?“
Heike Kordubel (HK) schmunzelt: „Ich bin als typisches Flugplatzkind aufgewachsen und dem Flugsport auch später treu geblieben. Als es dann keinen Fallschirmprüfer mehr beim HLB gab, hatte mein Vater Hans Kordubel (auch ein technischer Prüfer beim HLB) die Idee, ob das nicht etwas für mich wäre und stupste mich so in die Richtung. Und ehe ich mich versah, wurde ich Prüferin.“

Prüfung mit hohem Platzbedarf: Rettungsfallschirmprüferin Heike Kordubel und Fallschirmpacker Hermann Landgraf, Foto F. Pawel

FP: „Könnte ich auch einfach prüfen?“
HK: „ Nein, zuerst muss man eine Ausbildung zum Fallschirmpacker abschließen und mindestens 300 Fallschirme gepackt haben. Dann absolviert man eine ausführliche Weiterbildung und schließt mit einem umfangreichen Theorie- und Praxistest ab. Insgesamt gibt es beim Luftfahrttechnischem Betrieb des HLBs 25 (technische) Prüfer, aber nur eine Rettungs-Fallschirmprüferin und das bin ich.“

FP: „Was ist das Spannende an dieser Arbeit?“
HK lacht: „Das Spannendste ist, wo man überall Löcher finden kann. Nein im Ernst, der technische Aspekt ist interessant, man lernt viele nette Leute und neue Flugplätze kennen.“

FP: „ Wie viele unterschiedliche Arten von Fallschirmen gibt es denn?“
HK seufzt: „Ach herje, viele. Ich prüfe ausschließlich sogenannte Rundkappen, die als Rettungsgerät hauptsächlich bei Segelfliegern im Einsatz sind, aber keine Matratzen, wie man sie aus dem Fallschirmsport kennt. Das sind bei mir 18 Firmen mit jeweils einzelnen Spezifikationen und verschiedenen Serien.“

FP: „Wie ist so ein Schirm aufgebaut und wie groß ist er?“
HK: „Es werden drei Baugruppen unterschieden: Da sind die Fangleinen, so zwischen 22-24 Stück, Länge etwa 5-6 m und die eigentliche Schirmkappe, Durchmesser ca. 5,5-7,5 m. Dann das Gurtzeug und der Container, der den gefalteten Schirm enthält und schließlich der Hilfsschirm, der hilft, den eigentlichen Schirm im Bedarfsfalle herauszuziehen. Bei automatischen Schirmen kommt noch die Ausziehleine, die im Flugzeug befestigt wird, dazu, Länge ca. 4,5 m. Das Gesamtgewicht schwankt meistens so um die 7 kg, +/- 1 kg“

FP: „Worauf muss man beim Prüfen achten?“
HK: „Auf Alles! Es handelt sich hierbei ja um ein Rettungsgerät, das muss sicher sein. Deshalb kontrolliere ich: Sind Löcher/Risse vorhanden, sind die Gummis noch gut oder vielleicht schon spröde, wie sehen die Leinen aus? Sind Nähte aufgegangen, Scheuerstellen, kurz jegliche Beschädigungen oder sonstige mögliche Beeinträchtigungen der Funktion. Die Prüfintervalle, meist 12 Monate, Betriebsdauer (bis zu 20 Jahren) und sonstige spezifische Vorgaben geben die jeweiligen Hersteller an.“

FP: „Und wenn Du alles geprüft hast, bist Du fertig?“
HK lacht wieder: „Schön wäre es. Dann fängt die Bürokratie an: Die Kappe bekommt einen aktuellen Stempel, das Prüfheft (verbleibt beim Schirm) muss ausgefüllt werden, ein Prüfbericht für die Akten ausgedruckt werden. Dabei hilft mir übrigens mein Sohn, auch ein Flugplatzkind….“

Geschafft: Der amtliche Prüf-Stempel, direkt auf der Schirmkappe, so geht er nicht verloren. Foto: F. Pawel

 

Beitragsbild: Familienunternehmen: Fallschirmprüferin Heike Kordubel inspiziert die Schirmkappe, im Hintergrund druckt der Sohn die fertigen Berichte aus, Foto F. Pawel

Das Interview führte Franziska Pawel (FP)