Erstellt am / von Ulrike Pawel / in JUGEND, WETTBEWERB

Opa-Wolf-Pokal 2024: Vincent Wilczek rutscht zum Sieg

Gewöhnlich treffen sich südhessische Segelflieger um den 3. Oktober herum für diesen nostalgischen Wettbewerb, den diese Jahr Vincent Wilczek auf dem „ersten römischen Feldflugplatz“ in Vielbrunn gewann.

Die Regeln

Dieses Jahr reisten die Vereine aus Bensheim, Heppenheim und Reinheim in den Odenwald. Mit dabei: ausschließlich Holzflugzeuge mit Kufen, als Einsitzer der Klassiker Ka8 und als Doppelsitzer ASK13 sowie die eher ungewöhnliche Slingsby T.21B, bei der die Piloten im offenen Cabrio-Cockpit nebeneinander sitzen.

Organisator Felix Koch erläuterte kurz die Regeln:„Das funktioniert wie beim Boule-Spiel: Man versucht, mit dem Flugzeug, ohne zu Hilfenahme der Radbremse, nur auf der Kufe nach der Landung möglichst dicht an das Schweinchen, in unserem Fall das Landetuch, heranzurutschen.“ „Aber anders als beim Boule schieben wir das Flugzeug sofort wieder aus der Bahn, bevor der Nächste landet. Also den Konkurrent „wegschubsen“ geht nicht. Außerdem darf man das Landetuch nicht berühren, sonst gibt es Strafpunkte“, ergänzt Organisator Sebastian Freyer.

Bei den 37 teilnehmenden Pilotinnen und Piloten gab es kaum Einschränkungen: Ab einem Alter von 14 Jahren bis Ü70 war alles erlaubt, egal ob mit Flugschein oder ohne (mit dann mit Flugauftrag oder Fluglehrer). Einzige Voraussetzung: Gute Laune!

Fröhliches Slingsby-Team im Anflug

Das Rennen

Gastgeber FSC Mümlingstal hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und einiges aufgeboten: wettertechnisch herbstlicher Morgennebel zur Begrüßung, anschließend aprilhafte Regenschauer dazu immer wieder ausreichend spätsommerliche Sonne sowie regelmäßig auffrischender Wind, um alles wieder zu trocknen und abschließend ein funkelnder Sternenhimmel über dem Lagerfeuer. Kulinarisch versüßten leckere Kuchen die unvermeidlichen Wartezeiten, wärmten heiße Suppe direkt am Start, füllten am Abend leckere Grillspezialitäten und Salate hungrige Mägen.

Regenpause in der Wetterküche

Die fliegerischen Bedingungen waren entsprechend anspruchsvoll: Landung bergauf im Lee der westlichen Wald- bzw. Hangkante, mal auf regennassem, rutschigen Gras, dann war es wieder trocken und sehr griffig, dazu böiger Wind. Es gab durchaus interessante Anflüge, aus den teils offenen Cockpits erschallten fallweise laute Jubelschreie oder ein unterdrückter Fluch, aber alle meisterten die Aufgabe. Insgesamt ein gut organisierter und dabei sehr entspannter Flugbetrieb.

„Gewinnen ist nicht so wichtig, dabei sein ist alles“, hörte man hier oft. Die „gechillte“, fröhliche Stimmung, die Gäste, die einfach so auf einen Plausch vorbei kamen, schienen diese Aussage zu bestätigen. Alleine der grandiose Ausblick über den Odenwald der sich eröffnete, wenn das Flugzeug im Windenschlepp die Waldhöhe überwunden hatte, bleibt lange in Erinnerung.

Doch beim Anblick der attraktiven Preise, die die Organisatoren wieder dank der Sponsoren verteilen durften, kam manche/r ins Grübeln, ob es nicht vielleicht doch für einen vorderen Platz und dem damit verbundenen Stoßabsorber-Kissen oder doch besser gleich dem Meteo-Abo reichen könnte… Aber niemand ging leer aus und Nittotape braucht man als Segelflieger immer.

Start in ein abwechslungsreiches Wetter, Foto: Sebastian Clermont

Die Sieger

Neben Sieger Vincent Wilzeck freuten sich Franziska Pawel und Sebastian Clermont über einen gemeinsamen Platz 5. Die restlichen drei Bensheimer Teilnehmer verteilten sich diskret im hinteren Mittelfeld.

Dann wurde es richtig spannend: Welche Mannschaft hat gewonnen? Wieder lockten tolle Trophäen – aber auch die Verpflichtung, als Sieger den Wettbewerb im nächsten Jahr auszurichten. „Bloß nicht schon wieder in Bensheim“, dachte sich die Mannschaft „Alte-Liebe-rostet-nicht“ und belegte sicherheitshalber den letzten Platz.

Völlig unnötig, denn es entwickelte sich ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den „Fliegenden Maiskolben“ (AC Heppenheim) und den „Adlern“ (FSV Offenbach-Reinheim). Die „Adler“ lagen schließlich dank ihrer herausragenden, turbo-schnellen Flugzeug-Zurückschiebe-Leistungen und den daraus resultierenden Zusatzpunkte mit einer Schnabelspitze (=0,1 Punkt) vor den Heppenheimern. Der Reinheimer Protest, dass diese Zusatzpunkte nicht im Regelwerk vorgesehen seien und sie deshalb rechtmäßig Platz 2 gewonnen hätten und demnach die Heppenheimer die nächsten Ausrichter sein müssten, ging im allgemeinen Jubel unter und interessierte eh niemanden mehr.

Das Beweisfoto: Eine turboschnelle Flugzeug-Rückschiebe-Leistung der Reinheimer

Ein herzliches Danke Schön geht an die Vielbrunner Gastgebern mit ihren eifrigen Helfern, die für einen schönen Wohlfühl-Event gesorgt haben. Wir freuen uns auf den nächsten Opa-Wolf-Pokal nach langen Jahren endlich wieder in Reinheim.

Funksprüche

  • Organisator: „Wie bei allen Wettbewerben könnt ihr aus euren Reihen einen Pilotensprecher wählen. Klaus, nimmst du die Wahl an?“ – „Äh, wie? Was?“ – „Herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Pilotensprecher. Nächster Punkt: Wetter…“
  • „Ohne Sonnenbrille sehen die dunklen Wolken doch gleich viel freundlicher und trockener aus.“ – „Dein Wort in Petrus‘ Ohren…“
  • Beobachter am Start: „Ist die Positionshöhe eigentlich höher als der spätere Aufsetzpunkt?“
  • „Bitte schiebt die Flieger durch das hohe Gras neben der Bahn zurück.“ – „Aber das ist nass.“ – „Wir haben Heißluftföns zum Trocknen der Schuhe…“
  • „Ich überweise Dir das Geld auf Dein PayPale-Konto.“ – „Ok, bitte an oliver.pawel@…“ – „Oder an franzi.pawel@…“
  • Ka8 nach der Landung weit vor dem Landetuch: „Ich kann nichts dafür. Die Ka8 war stur wie ein Esel, setzte sich plötzlich und wollte weder weiterfliegen noch -rollen, sondern blieb einfach bockig stehen…“ – „Ja, ja, das machen Flugzeuge hier manchmal so.“
  • Windenstart, das Seil klingt aus, Seilfallschirm fällt runter. Aus dem offenen Fenster eines vorbeifahrenden Autos: „ Oh grass, da springt einer aus dem Flugzeug…“
  • Gespräch vor der Slingsby: „Kann das Ding bei soviel Widerstand überhaupt fliegen?“ – „Klar, elegant wie ein Stein.“
  • Siegerehrung: „Was, wir Reinheimer haben gewonnen? Dann müssen wir ja den Pokal ausrichten. Halt stopp, das kann gar nicht sein, das haben wir die letzten Jahre immer (!) erfolgreich verhindert. Los Jungs, her mit den Einzelurkunden, ich rechne das nochmal nach, wäre ja gelacht…“ Vereinskamerad lachend: „Lass gut sein, wir ergeben uns unserem Schicksal.“
Landung unter dem Regenbogen

Die attraktiven Preise und Trophäen ermöglichten dankenswerterweise u.a. folgende Sponsoren:
air avionics, Friebe Flugbedarf, SkySight Soaring Wether, TopMeteo, und Weglide

Galerie

Fotos: Sebastian Clermont und Ulrike Pawel