Pfingsten: windiges Bundesliga-Rennen
Endlich, am Pfingstwochenende wurde in Bensheim die Corona-Bundesnotbremse aufgehoben. Damit gab es auch für die Segelflieger ein paar Lockerungen. Nicht zu spät, denn immerhin stand schon das zweite Rennwochenende der OLC-Bundesliga an, genauer die zweite Bundesliga. Denn letztes Jahr ist Bensheim aufgestiegen. Hier sind die Regeln schärfer als in der Quali-Liga, die Konkurrenz zahlenmäßig geringer (30 Vereine), aber deutlich ambitionierter.
Die Wettervorhersage: kühl, teilweise Schauer, kräftiger Westwind. Wieder bewährte sich der Bergsträßer Hang zwischen Frankenstein und Waldorf: Wer die optimale Linie fand, wurde am Ende mit hohen Schnittgeschwindigkeiten belohnt. So sammelten Peter Simon und Klaus Schäfer erfolgreich die Punkte. Andere nutzten den Hangwind, um sich nach Süden zu hangeln. Ab Heidelberg lockten Cumuli-Wolken in die Rheinebene Richtung Pfälzer Wald. Wer es wagte, hatte zwar nicht unbedingt die höchsten Durchschnittsgeschwindigkeiten, dafür aber schöne Aussichten in luftigen 2300 m MSL, den Aufwinden sei Dank. Auf diese Weise steuerte Lukas Etz als Dritter weitere Liga-Punkte bei.
Insgesamt waren zehn Bensheimer Piloten und Pilotinnen an diesem Rennen. Am Ende reichte es in dieser OLC-Runde für einen erfreulichen achten Platz, in der Tabelle liegt Bensheim im Mittelfeld auf Platz 13.
Der windige Sonntag sorgte mit seinen Schauern für eine Außenlandung, aber keine weiteren Wertungsflügen. Foto: Regenschauer an der Bergstraße (Foto: Franziska Pawel)
Am Montag drehte der Wind weiter auf Süden. Eine Abschirmung dämpfte zunächst all zu große Streckenflugerwartungen. Erst am Nachmittag kam das ersehnte weiß-blaue Wetterloch und bescherte für zwei, drei Stunden gutes Übungswetter mit örtlich kräftiger Thermik.
Das nutzten Filip Slamka aus Malsch mit einer LS4 und (unabhängig davon) Michael Medek aus Walldorf mit seinem Astir: Überglücklich landeten sie nach ihrem offiziellen 50 km Streckenflug. „Damit habe ich heute morgen noch überhaupt nicht gerechnet. Und jetzt bin ich hier. Beim Anflug fühlte ich mich wie am Frankfurter Flughafen, so mit ‚Erbitte Landeinformationen…‘ und ‚Landebahn 14 rechts…‘, “ brodelte es aufgeregt aus dem jungen Piloten heraus. „Ich habe die letzten Tage extra noch Ziellanden geübt,“ ergänzte stolz der zweite Pilot. Wir können bestätigen: Das hat sich gelohnt, an der Landung gab es nix zu meckern. Foto: Herzlichen Glückwunsch zum 50 km-Flug: Filip Slamka (v. l.) und Michael Medek
Rechtzeitig vor der schnell heranrückenden Regenfront traf die Malscher Rückholmannschaft ein und verstaute die LS4 sicher. Ein „Lufttaxi“ (Schleppflugzeug) aus Walldorf beförderte den Astir samt Piloten wieder flugs nach Hause. Foto: Abflug Richtung Heimat Walldorf
So waren am Abend alle glücklich, nur eine LS3 nicht:
Wochenlang harrte sie eingesperrt im Hänger aus, nur mal kurz im April sah sie die Frühlingssonne. Ihr Besitzer flog zu Coronazeiten lieber motorisiert und verschmähte sie. Dann, endlich öffnete sich der Hänger, sie wurde aufgerüstet. Der Start am anderen Ende des Flugplatzes war schon zum Greifen nahe, da geschah es: Ein tiefes Mauseloch versetzte ihre Flügel in unerwartet freudige Schwingungen und ihre nagelneuen, schnittigen Winglets trafen den Oberarm ihres Piloten. Nur kurz, aber es reichte, dass die entstandene Wunde ärztlich versorgt werden musste. Traurig verschwand die LS3 wieder in ihren Hänger. Immerhin, der Pilot kam zu Fuß aus der Bensheimer Notaufnahme zurück zum Flugplatz und konnte schon wieder lachen.