Schulprojekt Segelfliegen: neue Perspektiven
Schulprojektwoche – die Gelegenheit, neue, ungewöhnliche Bereiche kennenzulernen, Perspektiven zu wechseln. Daher tauschten zwölf junge Frauen des Mädchengymnasiums Liebfrauenschule Bensheim gemeinsam mit ihrem Lehrer Lars Schlichtherle das Klassenzimmer gegen den Flugplatz. Dort erwarteten Franziska und Ulrike Pawel, beide Pilotinnen der Segelfluggruppe Bensheim, die Gruppe mit einem abwechslungsreichen Programm.
Als Einstimmung gab es historische Fotos und Geschichten über die Entstehung des Segelflugs in und um Bensheim. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass der erste Segelflugdoppelsitzer der SFG im Keller des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums gebaut wurde…
„Auch im Zeitalter von Google und elektronischen Navis sind Kartenlesen sowie Kursberechnungen unerlässlich!“ Mit diesen Worten verteilte Segelfliegerin Ulrike Pawel Luftfahrtkarten und gemeinsam wurde ein fiktiver Flug geplant. Schnell wurde klar, dass über (und unter) den Wolken die Freiheit nicht grenzenlos ist, sondern auch hier viele Regeln und Luftraumgrenzen einzuhalten sind. Franziska Pawel, selbst Abiturientin der LFS und Pilotin, berichtete anschaulich aus der Praxis: über ihre Streckenflüge sowie ihre Erlebnisse während ihrer Teilnahme an einem Segelflugwettbewerb.
Physik in ihrer praktischen Anwendung
Beim anschließenden Rundgang durch die Werkstätten erfuhren die Gäste viel Interessantes über den Aufbau und Reparatur eines Segelflugzeuges. Noch aufregender war es, zum Abschluss mit Windenfahrerin Franziska Pawel die PS-starke Seilwinde zu erkunden.
Tag Zwei stand ganz im Zeichen der Technik. Mit Begeisterung stürzten sich die Mädchen in die nächste Aufgabe: Konstruktionswettbewerb für Papierflieger. Schnell waren entsprechende Faltpläne im Internet recherchiert, die passenden Namen für die Konstrukte gefunden. Fast hätte ihr Lehrer Schlichtherle das Rennen der Papierflieger gewonnen, leider kassierte er zu viele Strafpunkte (tätliche Flugattacke gegen die Jury, Abzug Haltungsnoten…) und musste sich hinter den Siegerinnen Nele, Katharina und Jeny (Sonderpreis Kunstflug) einordnen. Der Spaß diente als Einstieg, um zu verstehen, warum ein Flugzeug überhaupt fliegt und wie die Steuerelemente (Höhen-, Quer- und Seitenruder) funktionieren. An Hand verschiedener Experimente setzten sich die jungen Damen mit Grundlagen des Auftriebs und Strömungslehre auseinander. Physik zum Anfassen und Ausprobieren, ohne Formelbüffeln oder Notenzwang.
Perspektivwechsel: Die Welt von Oben
Nachdem die theoretischen Grundlagen gelegt waren, durften die Mädchen das erste Mal in dem jeweiligen Schulungssegelflugzeug eine Sitzprobe und sich mit dem Cockpit vertraut machen.
Richtig los ging es am letzten Tag: Die Fluglehrer Andreas Boml und Matthias Neubacher nahmen sich viel Zeit, um jede Aspirantin intensiv einzuweisen. Die Bodenmannschaft, hauptsächlich Mitglieder der SFG-Jugendgruppe, kümmerten sich im Hintergrund um Aufbau und reibungslosen Ablauf des Flugbetriebes.
Die Haube schloss sich, die Aufregung stieg. „Seil einklinken!“ und schon beschleunigte das Flugzeug, um schnell Höhe zu gewinnen. „Oh mein Gott geht das steil hoch!“, kommentierten einige Zuschauerinnen den Start an der Seilwinde. Aber keine ließ sich das Erlebnis entgehen, manche starteten sogar zweimal.
„Ich hätte nicht gedacht, dass man mit Händen und Füßen lenken muss. Gar nicht so einfach, aber faszinierend.“ „Ich war überrascht, wie leichtgängig das ging.“ „Super, ich konnte sogar unser Haus erkennen, und Lorsch und Zwingenberg.“ lauteten die begeisterten Kommentare nach der Landung.
Bevor die Gewitter- und Regenschauern sich entluden, packten alle mit an, um die Flugzeuge zu waschen und alles rechtzeitig einzuräumen. Bei Grillkäse und Würstchen ließen die Beteiligten das Erlebte gemeinsam Revue passieren.