Erstellt am / von Ulrike Pawel / in VEREINSLEBEN, Werkstatt

Wenn der Startwagen sich in die Lüfte erhebt…

…dann ist das mit viel Aufwand verbunden und hat einen triftigen Grund: Nach über 50 Jahren im Dienste der Segelfluggruppe streikte plötzlich die Gangschaltung, der kleine, gelbe Bus, Baujahr 1962, blieb stehen und rührte sich nicht mehr. War es das Fahrgetriebe?

Für eine genauere Schadensanalyse musste das Reparaturteam (Dieter und Michael Schulz, Hartmut Bauer, Hermann Landgraf, Mattis Kaumann, Stefan Schneider, Rainer Wahlig) sich den Bus von unten anschauen.
Glücklicherweise besitzt der Verein zwei Hebebühnen, auf denen normalerweise Flugzeuganhänger geparkt werden. Auf eine dieser Hebebühnen sollte das Gefährt bugsiert werden. Das bedeutete in der engen Flugzeughalle Millimeterarbeit mit dem großen Traktor. Doch es klappte: Fahrer Peter Simon schob mit einer Abschleppstange und der Unterstützung weiterer Fliegerkameraden den Mercedes-O-319 (so die genaue Bezeichnung des Oldtimers) ganz vorsichtig Stück für Stück in die passende Position auf die Radrampen. Ein Knopfdruck und der Startwagen schwebte in die Höhe, fast zu hoch, denn beinahe hätte die WlAN-Richtantenne das neue Hallendach durchstoßen.

Nun konnte das Reparaturteam loslegen. Die untere Getriebewelle war blockiert. Nach Ausbau, und Öffnen des Gehäuses zeigte sich das Dilemma: kein Tropfen Öl mehr im Getriebe, dafür defekte Kugellager. Außerdem ein Riss ganz unten im Gehäuse. Ursache oder Folge? Hinfällig, wichtiger war die erfolgreiche Suche nach den richtigen Ersatzteilen.
Das Getriebe entdeckte Schulz glücklicherweise im Odenwald, die Verhandlungen mit dem Verkäufer verliefen zäh, aber erfolgreich.

Die Kupplungsscheibe zu erneuern war kein Problem. Aber das Ausrücklager für die Kupplung gibt es leider nicht mehr, weder bei den einschlägigen Oldtimerspezialisten noch in den unendlichen Weiten des Internets. Der entsprechende Hersteller FAG existiert nicht mehr. „Die Oldtimerszene beschäftigt sich am liebsten mit Autos, selten mit LKWs oder Bussen, insbesondere unser Modell ist selten“, stellte Dieter Schulz resigniert fest. Nach aufwendiger Recherche fand sich die Nachfolgefirma FKS, die schließlich bereit war, das Ersatzteil als Einzelanfertigung herzustellen. Endlich konnte nach gut 12 Wochen, konnte alles wieder zusammengebaut werden. Der Motor läuft, die Schaltung schaltet wieder.

Um das Glück vollkommen zu machen, sollten jetzt noch schnell die Bremsen, die vorher schon schwach waren, repariert werden. Zu früh gefreut. Sie wehrten sich heftig, wollten nicht loslassen. „Staub und Dreck der letzten Jahrzehnte…“ Mit vereinten Kräften schafften es die Gebrüder Schulz gemeinsam mit Hermann, die Bremsen wieder zu lösen. Doch erst mit den neuen Bremsschläuchen war die Funktion wieder hergestellt.

Jetzt tuckert der kleine gelbe Bus wieder die Startbahn friedlich entlang, sehr zur Freude der Segelflieger und ihrer Gäste.
Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten.

Endlich geschafft! V.l.: Dieter und Michael Schulz, Hermann Landgraf; Foto: Landgraf