Landewettbewerb: „Was für ein Tag…“
An winterlichen Segelflugstammtischen sind es provokante Fragen: Können die ambitionierten Streckenflug-Asse noch richtig ziellanden oder werden sie von den jungen, routinierten Jugendvergleichsfliegen-Profis überflügelt? Hat man bei einem Ziellande-Wettbewerb mit einem modernen Leistungsflieger wie dem schweren Duo Discus eine Chance gegen die wendige, leichte Ka8? Vielleicht liefert das vereinsinternes Turnier Antworten.
Mögen die Spiele beginnen
Die Flugbedingungen sind perfekt! Ein stahlblauer Himmel, frühlingshafte Temperaturen, glasklare Sicht, der Wind, nicht zu stark, nicht zu schwach, direkt auf der Bahn 14, die Landebahn ein saftig grüner, samtweicher Teppich, lassen keine Wünsche offen.
Teilnehmen dürfen alle Bensheimer Segelflugpiloten und Pilotinnen einschließlich FlugschülerInnen mit FluglehrerInnen. Zur Auswahl stehen als Einsitzer Ka8 (der Klassiker mit Cabriohaube) und LS4 (die moderne Variante), acandls Doppelsitzer die Schulungsmaschine ASK21 sowie für Anspruchsvolle der Duo Discus mit seinen 20 m Spannweite.
Um 9:30 Uhr ist alles aufgebaut: Es kann losgehen – sobald die Piloten kommen… Bis zum „normalen“ Samstagsbetriebsbeginn ab 13 Uhr sind schließlich alle eingetroffen und gliedern sich reibungslos in den gechillten Flugbetrieb ein.
Wettbewerbsleiter Andreas Weskamp erklärt die Regeln: „Freie Wahl des Vereins-Flugzeuges, dann ein vorbildlicher Windenstart, eine akkurate Landeeinteilung, makelloser Seitengleitflug (Slip) und schließlich eine fein säuberliche Ziellandung ohne den (vollelastischen) „Weidezaun“ zu berühren oder danach eine Plumslandung hinzulegen, gerade ausrollen und das war’s schon.“
Ein Bisschen persönlicher Ehrgeiz ist hier und da zu spüren. Dort wird das Flugzeug sorgfältig nach Trainingsstand gewählt, andere suchen die passende Kopfbedeckung für das Cabriofliegen. Selbst Copiloten im Doppelsitzer dienen nicht nur als Ballast, sondern werden genaustens instruiert: „Und im Endteil sagst Du mir die exakte Geschwindigkeit an, damit ich den perfekten Anflugwinkel halten kann…“.
Doch selbst wenn es nicht ganz so perfekt war, nehmen es die Piloten und Pilotinnen mit Humor.Der aufmerksamen Jury entgeht kein Fehler: Hier eine unsaubere Platzrunde, dort ein zittriger Slip, das Abfangen etwas zu früh oder zu spät und schwups, sammeln sich die Strafpunkte. Groß ist das Gejohle, wenn der „Weidezauns“ durchflogen wird und reißt. Schnell sind die beiden Bandenden wieder verknotet, der Schaden behoben.
Die weiche Wiese federt so manche sportliche Landung sanft ab. So ist die Delle im weichen Boden, der Flugzeugrumpf etwas schmutzig, aber heil. Als das Windenseil reißt, dauert das fachmännische Spleißen zwar länger, aber auch das bringt die Anwesenden nicht aus der Ruhe. Kaffee und selbstgebackener Kuchen am Start versüßen die Wartezeit und schon geht es gemütlich weiter. „Ein ruhiger Schlepp, tolle Ausklinkhöhe und dazu diese fantastische Sicht mit dem prächtigen herbstlichen Farbenspiel der Wälder und Weinberge – was für ein schöner Tag,“ schwärmt eine begeisterte Pilotin. Doch auch der schönste Tag geht zu Ende.
Und die Sieger sind…
Während sich die Teilnehmer bei einem entspannten „Candellight-Dinner“ auf der Vereinsterrasse mit Grillgut und Freibier stärken, ist die Wettbewerbsleitung fieberhaft mit der Auswertung beschäftigt.
Das mit Spannung erwartete Ergebnis scheint die Erwartungen zu bestätigen: Unter den ersten 10 Plätzen hat der Oldtimer Ka8 mit sechs Platzierungen die Nase vorn. Auf dem Siegertreppchen stehen mit Franziska Pawel (Platz 2) und Oskar Seydell (Platz 3) zwei Nachwuchspiloten, die schon auf viel Erfahrungen bei vergleichbaren Wettbewerben mit „ihrer“ Ka8 zurückblicken können.
Doch Fluglehrer Klaus Schaefer beweist, dass man als Streckenflugpilot nicht nur weit fliegen, sondern auch präzise landen kann, sogar mit einem als gemeinhin schwierigeren „Kurzlander“ bekannten Duo Discus. Eine Leistung, die ihn zu einem würdigen Sieger dieses Vereinsturniers macht. Aber eigentlich, da sind sich alle einig, war dieser Tag für jeden der 28 TeilnehmerInnen ein echter Gewinn: Spaß und Freude am Fliegen!
Der Abend klingt gesellig am Lagerfeuer bei „Rainers frisch gebackenen Feuerwaffeln“ aus. Ein gelungener Abschluss der Segelflugsaison, Danke an alle Beteiligten.
Gallerie:
Funksprüche:
- Am Start, das Seil wird angezogen, Flächenläufer läuft los: „Straff!..hechel…Fertig… hechelhechel…Feeertig….“ – „Wenn’s mal wieder etwas länger dauert…“
- „Fünf Starts und der einzige männliche Pilot darunter brauchte einen Motor.“ – „Wie im richtigen Leben, die Mädels können’s halt.“
- „Hättest Du die Bremsklappen etwas mehr rausgemacht, hättest Du im ersten Feld gesessen.“ – „Ja, aber das erste Feld gibt keine Punkte. Deshalb wollte ich im zweiten landen.“ – „Es gibt Strafpunkte! Weniger ist mehr.“ – „Ups, dann sollte ich vielleicht für den zweiten Durchgang meine Taktik ändern.“
- Sirenen heulen, Einsatzfahrzeuge rasen vorbei: „Was ist los?“ – „Katastrophenübung.“ – „Na so schlimm sind die Landungen nun auch wieder nicht.“
- „Der konnte ja nur deshalb gewinnen, weil ich seinen Copiloten vorher so gut trainiert habe…“
- In der Werkstatt, kniffelige, nervige Arbeit: „Kann ich Dir helfen? Soll ich dir etwas halten?“ – „Ja.“ – „Ok, was soll ich halten?“ – „Deine Klappe!“ – „Äh was?“ – „Egal, jetzt hat es endlich geklappt.“ – „Siehst’e, ich hab‘ doch gesagt, wenn ich dir helfe, klappt ’s bestimmt!“